Allergien und Unverträglichkeiten

Allgemeine Informationen über Allergien

Wie entstehen Allergien?

Das Immunsystem

Der Begriff „Allergie“ wird heute leider sehr oft falsch verwendet. Nicht jede Abneigung oder Reaktion auf eine Substanz ist eine allergische Reaktion. Medizinisch gesehen sind Allergien überschießende Abwehrreaktionen des Immunsystems gegen Stoffe, die unseren Organismus eigentlich nicht bedrohen. Für das Verständnis von Allergien ist es daher notwendig, sich die Arbeitsweise des menschlichen Immunsystems vor Augen zu halten.

Höhere Lebewesen verfügen über Mechanismen um innerhalb ihres Organismus zwischen Eigenem und Fremden zu unterscheiden. Eigenes wird dabei toleriert, Fremdes muss als verdächtig gelten und löst Abwehrreaktionen aus. Je höher sich die Lebewesen entwickelten, desto komplizierter und effektiver wurden die Abwehrmechanismen und umso besser lernte das Immunsystem bestimmte  – ungefährliche – Reize zu tolerieren und gegen andere – bedrohliche – zu reagieren.

Die Abwehrmechanismen des Immunsystems sind:

  • die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), sie kämpfen gegen Bakterien und Viren. Sie entfernen aber auch entartete eigene Körperzellen (Tumorzellen), die sie ebenfalls als fremd einschätzen. Sie befinden sich nur teilweise im Blutkreislauf. Ein großes Reservoir bilden die Lymphbahnen und die in diese eingelagerten Lymphknoten. Zusätzlich befinden sich viele Immunzellen allen immunologisch aktiven Organen: Milz, Mandeln, Darm und Haut.
  • Antikörper sind Eiweißkörper, die sich fest an Bakterien und Viren heften können und diese dadurch inaktivieren. Sie sind auch gegen Gifte wirksam. Antikörper sind im Blut und in allen anderen Körperflüssigkeiten zu finden.
  • Vermittlersubstanzen (Mediatoren), die Entzündungen erzeugen. Die Entzündung bewirkt eine starke Durchblutung des „Abwehrbereichs“ und bringt dadurch die weißen Blutkörperchen und die Antikörper an den Ort des Geschehens. Unangenehme Begleiterscheinung ist eine Schwellung und der bekannte Entzündungsschmerz. 

Eine wesentliche Leistung unseres Immunsystems ist das Gedächtnis. Das Immunsystem kann sich noch nach Jahren an die Abwehr von einem bestimmten Krankheitserreger erinnern und dann effektiver gegen diesen vorgehen, als beim ersten Treffen. Deswegen bekommt man bestimmte Krankheiten, die durch einen speziellen Erreger hervorgerufen werden nur einmal. Ein Problem für unser Immunsystem sind allerdings Krankheitskeime, die ihre Oberfläche dauernd verändern und dadurch der Erkennung entgehen. Ein typisches Beispiel dafür sind die Grippeviren (Influenza Virus), die jedes Jahr in einer anderen Form auftauchen. Auch der Kampf gegen das AIDS Virus wird durch diesen Umstand erschwert. Um das Immunsystem mit gefährlichen Krankheitserregern bekannt zu machen, wird geimpft. Dabei findet ein Kontakt zwischen dem Abwehrsystem und einem unschädlich gemachten Virus oder Bakterium statt, die Immunantwort wird eingeleitet und es werden schützende Antikörper gebildet. Diese Antikörper sind spezifisch für einen Erreger, befinden sich im Blut und in allen Körperflüssigkeiten und können bei jedem neuerlichen Kontakt mit dem entsprechenden Krankheitserreger sofort wirken. Die Neuproduktion von Antikörpern ist bei dem zweiten Aufeinandertreffen zwischen dem entsprechenden Erreger und dem Immunsystem wesentlich schneller und effektiver als beim ersten Kontakt.

Allergien sind eine Fehlsteuerung des Immunsystems:

Die meisten der Allergieauslöser sind Naturprodukte wie z.B. Blütenstaub, Nahrungsmittel oder Tierhaare – also nicht gerade Krankheitserreger! Viele wichtige Strukturen unseres Immunsystems liegen an den Kontaktflächen zur Außenwelt, z.B. an den Schleimhäuten der Körperöffnungen. Dort müssen alle fremden Stoffe einer kritischen Überprüfung bezüglich ihrer Gefährlichkeit unterzogen werden. Dabei hat das Immunsystem eine schwere Aufgabe: einerseits muss eine befreiende, entzündliche Abwehrreaktion gegen alle bedrohlichen Einflüsse stattfinden (z.B. gegen Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen können wie Bakterien, Viren, Pilze etc.), andererseits soll keine Reaktion gegen ungefährliche Dinge ausgelöst werden. Diese treffen aber fast in derselben Art und Weise auf unseren Körper. Nimmt man z.B. Pollen oder Produkte von Hausstaubmilben, so kann man feststellen, dass sie den klassischen Krankheitserregern sehr ähnlich sind: sie sind mikroskopisch klein, eiweißreich, und gelangen über den Luftweg auf die Schleimhäute. Nun kann es zu „falschen“ Entscheidungen des Immunsystems kommen, die zu entzündlichen Abwehrreaktionen führen. Der Körper bildet Antikörper gegen den Allergieauslöser, diese sind im Falle der Allergie von einer speziellen Sorte – sogenannte IgE-Antikörper (Immunglobulin E). Die erblich verankerte Bereitschaft IgE Antikörper zu bilden, und damit Allergien zu bekommen nennt man auch Atopie. Wenn IgE-Antikörper auf das passende Allergen treffen, findet eine Kettenreaktion statt: es werden explosionsartig verschiedene Vermittlersubstanzen (Mediatoren) freigesetzt, die eine Entzündung auslösen können – der wichtigste dieser Entzündungsstoffe ist Histamin. Diese Substanz löst nun Schnupfen, Augenjucken oder sogar einen Asthmaanfall aus. Die allergischen Symptome treten typischerweise innerhalb von einigen Minuten nach Kontakt mit einem Allergieauslöser auf, man spricht auch von einer Soforttyp Allergie.

Es gibt auch Allergieformen die erst mit Verzögerung und nach längerem Kontakt mit einem Stoff auftreten (Spättyp Allergie). Diese äußern sich oft in hartnäckigen Hautausschlägen. Ein Beispiel hierfür wäre die – sehr häufige – Nickel Allergie. 

Allergien entwickeln sich oft schleichend. Die Mechanismen, die dann zum Ausbruch der Allergie führen, sind nicht geklärt. So kann es leider vorkommen, dass ein Katzenbesitzer erst nach Jahren eine Allergie gegen Katzenhaare entwickelt. Eine Allergie gegen Pollen kann zunächst nur als leichtes Augenjucken bemerkt werden. Danach ist auch die Nase leicht entzündet, die leichten Beschwerden können über mehrere Jahre als Verkühlung eingeschätzt werden, bis dem Patienten oder einem Arzt die von Jahr zu Jahr zunehmendeSymptomatik immer zur selben Jahreszeit auffällt. Das Immunsystem hat aber bereits eine Allergie entwickelt, und ab dem ersten Auftreten der Allergie ist diese im Gedächtnis des Immunsystems fixiert. Und das Immunsystem hat ein sehr gutes Gedächtnis! Das ist von Vorteil bei der Abwehr von Krankheitserregern, wirkt sich aber bei der Allergie ungünstig aus: das Immunsystem wird sich bei Kontakt mit kleinsten Mengen des Allergens an dieses erinnern und Allergiesymptome auslösen. Die Hoffnung, dass der Heuschnupfen ein einmaliges Ereignis bleibt, wird also leider nie erfüllt. Im Gegenteil, die häufige Stimulation des Immunsystems mit demselben Allergieauslöser führt normalerweise zu einer Verschlechterung der Symptomatik. Bei Verdacht auf Allergie sollte deshalb immer ein genauer Allergietest durchgeführt werden, jede Allergie muss behandelt werden.

Die Rolle der Psyche bei Allergien:

 Jeder Betroffene erlebt seine Allergie anders. Manchen Menschen geht es trotz eines katastrophalen Ergebnisses beim Allergietest erstaunlich gut. Andere Patienten leiden unter Allergien, die im Allergietest als „schwach“ erscheinen sehr. Symptome einer Allergie können durch gelernte Erfahrungen („bedingte Reflexe“) ausgelöst oder wesentlich verstärkt werden. So gibt es Patienten mit Pollenallergie, die schon beim Anblick einer blühenden Wiese auf einem Bild oder durch eine Glasscheibe Heuschnupfen Erscheinungen entwickeln. Diese Patienten haben durch Erwartungsangst ein hohes Anspannungsniveau. Der Zusammenhang zwischen seelischem Befinden und dem Hautzustand bei Neurodermitis ist seit langem bekannt. Das spiegelt auch der Name der Krankheit (neuro = die Nerven betreffend, dermitis = Entzündung der Haut) klar wider. Asthmatiker reagieren in psychischen Belastungssituationen ebenfalls mit einem deutlichen Anstieg des Atemwiderstands. Unter Hypnose wiederum konnten Allergiker so beeinflusst werden, dass ihre allergischen Symptome deutlich vermindert waren. Allergiesymptome können also durch die psychische Einstellung wesentlich beeinflusst werden, die Wichtigkeit dieser Psychokomponente ist jedoch individuell verschieden. Diese Tatsache schlägt sich auch in der Allergiebehandlung nieder. Es gibt kaum eine Erkrankung bei der Scheinmedikamente (>Plazebo) so gut wirken. Die Therapierfolge mit >Plazebo lassen den Schluss zu, dass die psychische Faktoren bei Allergien bis zu 50% der Symptomatik erzeugen können. Es ist also bei der Behandlung von Allergien manchmal nicht so wichtig was genau man tut, als viel mehr dass überhaupt etwas gemacht wird. Viele alternative Behandlungsmethoden beruhen auf diesem Prinzip.

Das seelische Befinden beeinflusst oft das Krankheitsbild, umgekehrt kann aber der Leidensdruck einer allergischen Erkrankung psychische Probleme zur Folge haben. Kinder mit Neurodermitis, Asthma oder Nahrungsmittelallergien müssen auf vieles verzichten. Sie müssen in frühester Kindheit lernen sich zu beherrschen und diszipliniert zu sein. Allergische Krankheiten beeinträchtigen den Umgang mit anderen Menschen, in der Schule, im Beruf und auch im Familienkreis. Der Patient ist dauernd auf „Rücksichtnahme“ angewiesen und kann an vielen sozialen Aktivitäten nicht teilnehmen. Als Folge ziehen sich die Betroffenen schließlich zurück. Nicht nur der Patient selbst ist betroffen, auch Angehörige sind oft in diesem System verstrickt. Eine Mutter bindet häufig aus Mitleid das kranke Kind zu fest an sich. Sie kümmert sich bis zur „Selbstaufgabe“ um alle Details der Erkrankung. Andererseits muss sie das Kind mit Strenge zur Einhaltung der Behandlung (Inhalationen, Pflege kranker Haut, Diät) zwingen. Schuldgefühle (des Kindes und der Mutter) bei Rückfällen verstärken die Problematik. Aus diesem Teufelskreis entwickelt sich dann ein gestörtes Verhältnis zwischen Mutter, Kind und anderen Familienmitgliedern. Psychotherapeutische Hilfe kann die besprochenen Verhaltensweisen verändern und so eine positive Wendung im Krankheitsverlauf bewirken. Die Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein des Patienten kann in Schulungen oder in Selbsthilfegruppen gefördert werden.

Warum nehmen Allergien zu?:

Ungefähr ein Viertel der Bevölkerung in Europa leidet unter Allergien. Dieser Quote ist unter Kindern und Jugendlichen noch höher. Alle epidemiologischen Studien beweisen einen deutlichen Anstieg von Allergien in den letzten Jahrzehnten. Das hat nichts mit den verbesserten Methoden der Allergieerkennung oder mit höherer Aufmerksamkeit zu tun, es ist vielmehr eine Begleiterscheinung der zunehmenden Zivilisation. Während in der westlichen Welt sehr viele Menschen an Allergien leiden, sind diese Krankheiten in den Entwicklungsländern wesentlich seltener. Selbst innerhalb Europas ist ein Trend zu beobachten. So lag die Allergierate in Westdeutschland nach der Wende deutlich über der Allergierate in der ehemaligen DDR. Kinder in Schweden haben deutlich mehr Allergien als Kinder aus Polen oder Estland. Einige grundlegende Elemente unseres Lebensstils wurden als Risikofaktoren für Allergieentwicklung identifiziert. Das Immunsystem benötigt – besonders im frühen Kindesalter – gewisse Reize, die das Immunsystem stimulieren. Das sind einerseits Infekte: ein Kleinkind muss Infektionen durchmachen damit sein Immunsystem richtig geprägt wird. Es werden heute sicher zu viele Infekte mit Antibiotika behandelt und dadurch das Immunsystem unnötigerweise „entlastet“. Andererseits ist es der Kontakt mit Keimen die in der Umwelt vorkommen (und nicht krankheitserregend sind) ein Training für das Immunsystem. Ein Beispiel: es muss nicht jeder Schnuller ausgekocht werden der einmal auf den Boden gefallen ist. Kinder nehmen gerne verschiedenste Dinge in den Mund, diese müssen auch nicht desinfiziert werden. Dieser Trieb ist von der Natur sogar angelegt um das Immunsystem mit verschiedenen Stoffen bekannt zu machen. Die im Schmutz enthaltenen Substanzen regen das Immunsystem an und erzeugen Schutz gegen Allergien. Wächst ein Kind zu behütet und zu keimfrei auf ist der Entwicklung von Allergien Tür und Tor geöffnet. Eine interessante Untersuchung zeigt, dass der bäuerliche Lebensstil – insbesondere wenn Kontakt mit Vieh vorhanden ist – einen ausgezeichneten Schutz gegen Allergieentwicklung bietet. Kinder die auf Bauernhöfen aufwachsen haben deswegen auffallend weniger oft Allergien. Die Autoren dieser Studien erklären sich dieses Phänomen mit der wesentlich höheren Belastung mit Mikroorganismen auf Bauernhöfen. Andere Studien wieder berichten, dass niedriges soziales Milieu, viele Familienmitglieder auf engem Raum und Tierhaltung gegen die Entwicklung von Allergien nützen. Alle diese Faktoren sind wiederum mit einem niedrigeren Hygienestandard gekoppelt.

Eine weitere Hypothese besagt, dass Allergien sich aus neuen Ernährungsgewohnheiten ergeben können. Die Veränderung der Zusammensetzung der bakteriellen Darmflora in Bewohnern von Industriestaaten im Vergleich zu Einwohnern von Entwicklungsländern scheint ursächlich mit der Entwicklung von Allergien zu tun zu haben. Aus diesem Grund könnte die Besiedelung des Darms mit speziellen Keimen, die in probiotischen Nahrungsmitteln enthalten sind, positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Allergien entfalten. Der letzte Beweis für diese Hypothese steht allerdings noch aus. Ein hoher Anteil an Getreide, Reis, Stärke und Gemüse, ebenso wie die der Konsum von speziellen ungesättigten Fetten ist mit einer niedrigeren Häufigkeit von Allergien gekoppelt. 

Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für die Auslösung von Allergien bei Kindern mit Allergierisiko ist das Passivrauchen. Die Luftschadstoffe Ozon, Schwefeldioxid, Stickoxid oder Rußpartikel lösen zwar Reizungen an den empfindlichen Schleimhäuten von Allergikern aus, konnten aber als Auslöser für Allergien nicht bewiesen werden. Bezüglich der Beeinflussung des Immunsystems durch Dieselpartikel herrscht derzeit noch Uneinigkeit unter den Experten.

Insgesamt kann man sagen, dass alle Informationen in eine Richtung weisen: die Allergie ist eine Zivilisationskrankheit wahrscheinlich ausgelöst durch den sogenannten „westlichen Lebensstil“, der zu einer veränderten Aufgabenstellung an unser Immunsystem führt. Die Wissenschaft ist gefordert die noch immer nicht vollkommen bekannten Ursachen für Allergieentstehung zu klären, damit wirksame Präventionsmaßnahmen gesetzt werden können. Die gestiegenen – und weiter steigenden – Patientenzahlen bedeuten natürlich auch eine große Belastung für das Gesundheitssystem.

Risikofaktoren für Allergieentwicklung:

  • Allergiker in der Blutsverwandtschaft (Atopie Gene)
  • Frühes Auftreten der ersten Symptopme einer Atopie (z.B. Milchschorf, Neurodermitis)
  • Aufwachsen in einer Kleinfamilie mit hohem sozialem Niveau
  • Übertrieben hygienische Fürsorge im Kindesalter
  • Zu wenig durchgemachte Infektionen im Kindesalter
  • Tabakrauch der Eltern – passives Rauchen

Schutzfaktoren gegen Allergieentwicklung:

  • Keinen der oben genannten Risikofaktoren zu besitzen
  • Großfamilie mit vielen Familienmitgliedern, Kindern, Haustieren
  • Aufwachsen am Bauernhof mit Kontakt mit Vieh
  • Sehr früher Besuch einer Kinderkrippe

(Quelle: Allergieamulatorium Reumannplatz, Wien)

Chronische Beschwerden können eine Vielzahl an Ursachen aufweisen

Wichtig ist daher festzustellen, was die Ursache der Beschwerden ist. Eine Vermutung ist, dass chronische Beschwerden durch Entzündungsreaktionen zumindest befördert werden. Für solche Entzündungsreaktionen könnten auch Nahrungsmittel mit verantwortlich sein. Ein Hinweis darauf folgt aus einem erhöhten Spiegel von bestimmten Antikörpern (sog. IgG-Antikörpern). Diese IgG-Antikörper sind labordiagnostisch nachweisbar. Die Vermeidung der auf diese Weise identifizierten Nahrungsmittel hat in der praktischen Anwendung bereits in zahlreichen Fällen Beschwerden gemindert. Verschiedene Studien unterstützen die Vermutung des Zusammenhangs zwischen Nahrungsmitteln und einzelnen chronischen Beschwerden sowie dem daraus folgenden therapeutischen Ansatz. Darauf baut das Konzept von ImuPro auf.

Wissenschaftlich belegt sind die zuvor geschilderten Zusammenhänge zwischen Nahrungsmittelaufnahme und der Beförderung chronischer Beschwerden jedoch noch nicht. Weitere Forschung ist nötig. Die Zusammenhänge sind außerdem in Wissenschaft und Schulmedizin umstritten. Das ImuPro-Konzept ist deswegen eine Methode der Komplementärmedizin. Voraussetzung für die Anwendung ist in jedem Fall die therapeutische Begleitung und die vorherige schulmedizinische Abklärung anderer Ursachen.

Vermutete Entwicklung von IgG-Nahrungsmittelallergien:

Von einer beschädigten Darmwand zur chronischen Entzündung

Das Immunsystem des Darms ist das größte des gesamten Körpers. Mehr als 80% aller Immunabwehrreaktionen gehen von ihm aus. Es stellt eine nahezu unüberwindbare Barriere für Bakterien, Viren sowie andere Krankheitserreger und Fremdproteine aus Nahrungsmitteln dar.

Grundsätzlich ist unser Organismus gegenüber Nahrungsmitteln tolerant – vorausgesetzt, diese werden korrekt verdaut und passieren die intakte Darmbarriere auf die vorgesehene Art und Weise, also durch die Darmzellen. Dann werden die Nahrungsmittelproteine vom Immunsystem als nicht schädlich erkannt. Medikamente, Infektionen, Mykosen, Stress und Umweltgiftstoffe können die Darmwand jedoch wiederholt schädigen, wodurch unvollständig verdaute Nahrungsmittelpartikel zwischen den Darmzellen passieren und ins Blut gelangen können. Diese werden vom Immunsystem als schädlich erkannt. Daraufhin kann das Immunsystem Abwehrreaktionen gegen diese Nahrungsmittelproteine auslösen. Bei regelmäßigem Verzehr dieses Nahrungsmittels kommt es dann zu sich immer wiederholenden Immunreaktionen, deren Folge chronische Entzündungen sind.

Mögliche Symptome sind:

  • Chronische Entzündungsbeschwerden z.B.:
  • Hautprobleme ähnlich einer atopischen Dermatitis
  • Verstopfung
  • Morbus Crohn
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Blähungen
  • Reizdarmsyndrom
  • Kopfschmerz/Migräne
  • Übergewicht

(Quelle: imupro.at)

Molekilarbiologin Nora Zulehner hat im Interview mit dem News Magazin mit den hartnäckigsten Allergiemythen aufgeräumt.

Rund ein Drittel der Österreicher leidet an einer Allergie, so die Molekularbiologin Dr. Nora Zulehner. Und obwohl dieses Thema heute bereits allgegenwärtig ist, ist es nach wie vor mit einer Vielzahl an Mythen behaftet. Wir räumen mit den häufigsten auf.Mag

  1. Impfen erhöht bei Kindern das Allergierisiko

Die Angst, Impfungen in jungen Jahren könnten bei dem Heranwachsenden zu einem erhöhten Risiko führen, an einer Allergie zu erkranken, ist heute unter Müttern und Vätern weit verbreitet. Sie ist, so Zulehner, aber völlig unbegründet. Es gebe keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass Impfen die Allergieanfälligkeit erhöht.

  1. Hypoallergene Hunde und Katzen für Allergiker

Wer an einer Hunde- oder Katzenhaarallergie leidet und dennoch nicht auf einen vierbeinigen Mitbewohner verzichten will, ist mit einer hypoallergenen Rasse gut beraten? Jein. Es gebe zwar Rassen, bei denen die Produktion von Allergenen geringer ist, so die Molekularbiologin. Komplett allergenfreie Rassen gibt es aber nicht. Die Allergene werden nämlich nicht über das Fell, sondern viel mehr über den Speichel und ein Sekret der Hautdrüsen freigesetzt. „Da helfen auch Züchtungen ohne Fell nichts”, erklärt Zulehner.

  1. Die Pollen haben nur im Frühjahr und im Sommer Saison

Auch bei dieser Annahme handelt es sich leider um einen Irrglauben. „Der Pollenflug beginnt bereits im Februar und kann bis in den November hinein dauern”, so die Expertin. Im März, April, wenn die Birke fliegt, hat die Pollensaison ihren ersten Höhepunkt. Dann geht es weiter mit den Gräsern. Spätblüher wie Ragweed und Beifuß, die beide als sehr aggressiv gelten, können auch noch im Herbst Allergien auslösen. Nach August sollte das Schlimmste aber überstanden sein.

  1. Ein Allergietest zeigt, ob eine Intoleranz vorliegt

Dem ist nicht so. Und zwar aus einem einfachen Grund: Eine Intoleranz ist keine Allergie. Folglich kann sie auch nicht mittels Allergietest diagnostiziert werden. Zum besseren Verständnis: Eine allergische Reaktion wird von Antikörpern, allen voran von jenen des Typs IgE, ausgelöst. Eine Unverträglichkeit etwa auf Laktose oder Fruktose kommt deshalb zustande, weil dem Betroffenen das Enzym fehlt, das für die Verdauung des entsprechenden Stoffs – in dem Fall des Milch- oder Fruchtzuckers – notwendig ist.

Um festzustellen, ob eine Allergie vorliegt, kommen folgende Methoden zum Einsatz: der Blut-, der Haut- und der Provokationstest. Bei Ersterem wird untersucht, ob sich im Blut des Patienten Antikörper befinden, die auf eine Allergie hinweisen. In die Kategorie der Hauttests fallen u.a. der Prick- und der Epikutantest. Bei Letzterem werden die Allergene mittels Pflaster auf die Haut aufgetragen. Beim Provokationstest wiederum werden kleine Mengen des Allergens verabreicht und die körperlichen Reaktionen medizinisch überwacht.

Zwar gibt es mittlerweile auch Bluttests, die zur Diagnose von Unverträglichkeiten herangezogen werden. In erster Linie kommt hier aber ein Atemtest zum Einsatz

  1. Schwangere und Stillende sollten Allergene meiden

Diese Annahme basiert wohl auf der Sorge, dass der mütterliche Konsum hochallergener Lebensmittel, wie es etwa Erdnüsse sind, beim Ungeborenen oder beim Säugling zu einer Überreaktion des Immunsystems und damit zu einer Allergie führen können. Dem ist aber nicht so, widerspricht Zulehner und betont die Notwendigkeit einer ausgewogenen und nährstoffreichen Ernährung gerade während der Schwangerschaft und der Stillperiode.

  1. Keine hochallergenen Lebensmittel für Kinder unter einem Jahr

Auch hier widerspricht die Allergie-Expertin vehement. Es wird empfohlen, zwischen dem fünften und dem siebten Lebensmonat zum Zufüttern zu beginnen. Dabei sollte man nicht – aus Angst, sie könnten das Allergierisiko erhöhen – auf gewisse Nährstoffe verzichten. Im Gegenteil: „Es ist gut, wenn das Kind früh in Berührung mit Allergenen kommt, damit sich das Immunsystem ganz normal entwickeln kann”, erklärt Zulehner. Bei einem Nahrungsmittel sollte man allerdings Vorsicht walten lassen, und zwar bei Kuhmilch. Diese sollte das Kind anfangs nur in kleinen Mengen konsumieren.

  1. Immer mehr Menschen leiden an einer Allergie

Diese Annahme stimmt leider. Seit den 1970er Jahren ist die Zahl an Allergikern in Ländern mit westlichem Lebensstil enorm gestiegen, bis sie sich im letzten Jahrzehnt schließlich auf sehr hohem Niveau stabilisiert hat. Dies lässt sich zum einen auf die wachsende Umweltbelastung zurückführen. Sie trägt dazu bei, dass Pollen immer aggressiver werden. Zum anderen kommen wir, verglichen mit den Generationen vor uns, immer seltener mit Bakterien und Viren in Kontakt. Auch das könne, so Zulehner, die Entstehung von Allergien begünstigen.